Ein ganzer Tag im Auto steht uns bevor. Wir planen strategisch geschickte Pausen ein und flehen die Autobahngötter um mildere Verhältnisse als gestern an. Die lange Fahrt bietet uns Zeit, die Reise Revue passieren zu lassen, und wir erstellen eine Top-Ten-Liste unserer Erlebnisse. Am Abend erreichen wir erschöpft aber glücklich das Ziel.

Wir stehen in der Hotellobby und warten auf den Check-Out. Jeder von uns verbringt die letzten Minuten auf andere Weise: Ich drehe angespannte Runden um den Berg von Gepäck, den wir aufgetürmt haben. Flow begleitet ein älteres Ehepaar nach Draußen und hilft ihnen, die Koffer im Auto zu verstauen. Und Schnüpi schreibt eiligst noch ein paar Postkarten, die sie an der Rezeption zum Versenden zurücklässt.

Es sind 760 Kilometer, die wir heute zurücklegen müssen. Das Navi rechnet mit acht Stunden Fahrt, aber erfahrungsgemäß ist das Navi ein hoffnungsloser Optimist, was die Ankunftszeiten angeht. An dieser Stelle fehlt noch die Auflösung des Ratespiels von letzter Woche. Das erste Bild, in dem Schnüpis Kopf größer zu sehen ist, stammt von der Hinfahrt; dasjenige, in dem sie tief im Sitz drin hängt, von der Rückfahrt:

Wir kommen zügig aus der Stadt raus und brettern südwärts. Schnüpi und ich fangen an, unsere liebsten Erlebnisse der Reise zusammenzutragen. Hier unsere Top-Ten, die wir in einer energisch geführten Diskussion rangiert haben:

 

Platz 10: Die Öresundbrücke (Zum Beitrag)
Nicht nur, weil wir Fans der dort spielenden Krimiserie sind, hat uns die Brücke begeistert. Auf der Malmöer Seite haben wir zum ersten Mal schwedischen Boden betreten, und es war eine faszinierende Mischung aus Natur und Zivilisation, die wir dort angetroffen haben.

Platz 9: Das edle Essen in Kopenhagen (Zum Beitrag)

Es war der Höhepunkt unserer eher frustrierenden Zeit in Kopenhagen, als wir mit Bärenhunger in das Miniportionen-Restaurant namens ‚Geist‘ hineingestolpert sind. Doch gerade, weil wir so ein Lokal unter normalen Umständen nie betreten würden, wurde es zu einer bereichernden Erfahrung.

Platz 8: Adam, der beste Rezeptionist der Welt (siehe Tag 6 bis 10)
Wir haben viele Hotels gesehen auf unserer Reise. Aber nur dasjenige in Malmö wird uns auf ewig in Erinnerung bleiben, denn Adam hat es für uns zu einem Ort der Geborgenheit gemacht, zu einem Zuhause in der Ferne. Hoffentlich arbeitet er noch immer dort, wenn wir das nächste Mal nach Malmö reisen.

 

Mittagspause! Schon sind fast 300 Kilometer geschafft, und wir machen Halt an einer Raststätte. Wir besorgen uns Sandwiches, setzen uns in die Sonne und schlingen das Essen in uns hinein. Schnüpi fühlt sich fit und verzichtet auf einen Kaffee, um später noch einen Trumpf in der Hinterhand zu haben, wenn die Müdigkeit einsetzt.
Wir reihen uns wieder in den Verkehrsfluss ein und basteln weiter an unserer Top-Ten-Liste:

 

Platz 7: Die Fischplatte auf der kalten Terrasse am Meer (Zum Beitrag)
Es war einer der echtesten ‚Schweden-Momente‘ unserer Reise, als wir in Decken gehüllt kalten Fisch aßen und den Sonnenuntergang hinter dem Sandstrand betrachteten. Wir lauschten dem idyllischen Krächzen der Möwen und dem gelegentlichen Fauchen von Schnüpi, wenn die Hummerzange mal wieder abrutschte. Es war toll!

Platz 6: Der spontane Comedy-Event im Hamburger Hafenviertel (Zum Beitrag)
Ferien brauchen ein ungezwungenes Element, etwas, das dich die starren Strukturen des Alltags vergessen lässt. Für uns war die Stand-Up-Comedy am dritten Reisetag dieses Element. Unverhofft spazierten wir an den Anlass heran, setzten uns, lachten mit und schüttelten die letzten Alltagssorgen ab.

Platz 5: Crevetten-Sandwich mit Victor (Zum Beitrag)
Victor war der erste Schwede, den wir auf der Reise näher kennengelernt haben. In der Hotelbar in Malmö gab er uns nicht nur spannende Einblicke in Land und Leute (und Bierkultur), nein, ich erhielt auch einen kostenlosen Sprachkurs von ihm!

Platz 4: Die Rundfahrt im Hamburger Hafen (Zum Beitrag)
Es hat mich Überwindung gekostet, mit dem Rollstuhl auf das Schiff zu fahren. Doch es war ein typischer ‚Wer-wagt-gewinnt-Moment‘, der mich für die gesamte Reise geprägt hat, und ohne den sich ein noch folgendes Highlight dieser Liste wohl nie ereignet hätte.

 

Pinkelpause! Wir sind schon weit gekommen, der Verkehr ist heute gnädig. Noch etwa 200 Kilometer sind es bis nach Hause, und nun zieht Schnüpi doch noch den Kaffee-Joker.
Wir verzehren den letzten Rest unserer Vorräte, dann geht’s ab auf das letzte Wegstück. Wir fahren der Schweizer Grenze entgegen und krönen die Sieger unserer Liste:

 

Platz 3: Flaggans dag – Der schwedische Nationalfeiertag (Zum Beitrag)
Es war eine glückliche Fügung des Schicksals, dass wir just am 6. Juni in Schweden waren, als die Feierlichkeiten zum Flaggans dag stattfanden. Für einige Stunden waren unsere Herzen blaugelb gefärbt und wir durften uns als echte Nordländer fühlen.

Platz 2: Schwedisches Plauderstündchen mit zwei türkischstämmigen Dänen (Zum Beitrag)
Man braucht nur wenig gemeinsamen Sprachboden, um sich zu verstehen. Dies bewies unsere Begegnung mit Ahmed und Alexandre-Hassi in deren Nykøbinger Dönerladen. Unsere Schwedischlehrerin hätte wohl die Krise gekriegt, wenn sie uns belauscht hätte, aber Schnüpi und mir ist bei dem Gespräch der hemmende Grammatik-Knoten geplatzt.

Platz 1: Ales stenar – Der Steinkreis zu Kåseberga (Zum Beitrag)
Ich glaube, es war für uns alle drei der Höhepunkt der Reise, dass wir es mit Ach und Krach zu dem mythischen Steinkreis auf einem Hügel über dem Meer geschafft haben. Die Aussicht war atemberaubend, das Gefühl erhebend. Wer weiß, ob ich mich da hinauf getraut hätte ohne die Erfahrung im Hamburger Hafen.

In dem Sinne war unser Trip nicht nur eine Reise durch Städte und Länder, sondern auch ein innerer Weg, ein Prozess, an dem wir gewachsen sind. Bei einer Reise kehrt man zwar meist an den gleichen Ort zurück, von dem man gestartet ist. Aber trotzdem steht man danach vielleicht an einem anderen Punkt im Leben. Dies ist uns geschehen, und dies macht die Reise für uns so wertvoll.

Abends um acht fahren wir von der Autobahn ab. Als wir der Straße zum Dorf folgen, entdeckt Flow die ersten bekannten Gesichter am Wegesrand. Er kurbelt die Scheibe runter, hält einen kurzen Schwatz, und als wir weiter fahren, begreifen wir, dass wir zuhause sind.

Herzlichen Dank fürs Mitlesen!

Damit erreicht auch der Blog das Ende seiner Reise. Wir hoffen, er hat euch Spaß gemacht und einen Einblick gewährt ins Reisen mit Rollstuhl, in die nordische Kultur und in unsere Gefühlswelt während des Trips.

Wir freuen uns über jede Rückmeldung, seid also nicht schüchtern und hinterlasst einen Kommentar mit Meinungen und Anregungen, wenn ihr mögt. Vielleicht wird der Blog eines Tages mit einer nächsten Reise und neuen Abenteuern weitergeführt. Wenn ihr dann darüber informiert werden wollt, tragt euch in den Newsletter ein (siehe Fußzeile der Startseite).

Wir danken euch für euer Interesse und wünschen euch allen eine frohe Weihnachtszeit!

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