Wir genießen unser neues Hotel und erleben ein akustisch außergewöhnliches Frühstück. Danach streifen wir in milder Brise durch das idyllische Warnemünde. Wir bewundern den ‚Teepott‘ und den Leuchtturm, dann gehen wir shoppen. Den Abend verbringen wir spielend im Hotelrestaurant, während draußen ein Sturm tobt.

Spät ist es am Vorabend geworden. Nachdem die Fähre mit drei Stunden Verzug in Rostock eingelaufen ist, haben wir noch ein Stück fahren und das gut versteckte Hotel suchen müssen. Doch es hat sich gelohnt: Unsere Zimmer sind eigentlich gar keine Zimmer, sondern kleine Wohnungen: Die gemütliche Lounge, das großzügige Badezimmer und das heimelige Schlafzimmer verleiten uns zu mitternächtlichen Jubelausbrüchen.

Wir schlafen aus und genießen die bequemen Matratzen. Dann werden wir neugierig aufs Frühstücksbuffet und lassen uns ein zweites Mal beeindrucken: Es hat soviel Auswahl, dass man gar nicht alles probieren kann. Den Höhepunkt des Frühstücks bildet allerdings dies:

Der Speisesaal hat eine lange Glasfront und liegt an einem blühenden Garten. Dort leben äußerst motivierte Frösche, deren lautes Gequake allen Gästen ein Grinsen aufs Gesicht zaubert.

Als wir satt sind, müssen wir eine Entscheidung treffen: Wollen wir uns heute im Hotel verwöhnen lassen und die zahlreichen Wellness-Angebote nutzen? Oder wollen wir raus nach Warnemünde und die Stadt ansehen? Wir beschließen Letzteres und fahren in die Innenstadt.

Je nachdem, wen man fragt, ist Warnemünde eine eigenständige Stadt, oder aber bloß ein Stadtteil von Rostock. Was es auf jeden Fall ist, ist ein Touristenmagnet. Die Promenade ist gut besucht, und in den Souvenirläden muss man sich fast schon vordrängen, um an die Kasse zu gelangen. Überall werden T-Shirts mit witzigen Motiven verkauft, farbige Muscheln liegen sackweise herum, und ein Modell des Warnemünder Leuchtturms kann man auch mit nach Hause nehmen, wenn man will. Das bekannteste Produkt der Region ist aber zweifellos der Sanddorn, und der wird in allen denk- und undenkbaren Formen feilgeboten. Nach einer Woche Schweden, wo wir aktiv auf die Suche gehen mussten, um nur schon eine Postkarte zu erstehen, ist der Warnemünder Kommerz ein Kulturschock für uns.

Gefallen tut es uns trotzdem: Sonnenschein, Salzgeruch und Möwengekreische vereinen sich zu einer ansteckend guten Laune. Die Touristen wirken locker und fröhlich; die einheimischen Verkäufer strahlen von Ohr zu Ohr und klopfen dumme Sprüche. Generell scheint man hier den Humor sorgsam zu pflegen:

Wir trinken einen Tee beim Wahrzeichen der Stadt, einem architektonischen Meisterwerk namens Teepott. Flow und ich bleiben gleich sitzen und gönnen uns einen Kümmelschnaps, während Schnüpi den Leuchtturm erklimmt, um die Aussicht zu dokumentieren.

Warnemünde ist der perfekte Ort zum Entschleunigen. Trotz des touristischen Trubels ergreift uns eine wohltuende Ruhe. Wir schlendern durch die Straßen, shoppen ein bisschen und essen eine leckere Fischsoljanka – eine Suppe, die aus Resten gekocht wird und darum jedesmal ein wenig anders schmeckt.

Schnüpi und ich diskutieren die Möglichkeit, hier einmal längere Ferien zu verbringen. Zwar sehen die meisten Strände so aus wie auf dem Bild unten und sind definitiv zu sandig für meinen Rolli, aber Schnüpi entdeckt unterwegs einen Wegweiser zu einem barrierefreien Strand, der vielleicht besser geeignet ist.

Wir haben jedoch keine Zeit mehr, diesen Strand zu besichtigen. Am Horizont braut sich nämlich etwas zusammen. Der Wind flaut kurz ab, kommt dann aber böig zurück und treibt uns heim ins Hotel.

Wir setzen uns ins Restaurant und packen die Spiele aus, die wir auf der Fähre ausprobiert haben. Beim Essen bestaunen wir andächtig den Sturm, der sich draußen vor der Glasfront des Saals entlädt, und schwelgen im einzigartigen Geist der Ostsee.

Sanddorn

Sanddorn ist eine Pflanze, die besonders in Norddeutschland verbreitet ist. Ihre Früchte enthalten viel Vitamin C und werden darum nicht nur für Speisen und Getränke, sondern auch für medizinische und kosmetische Produkte genutzt. Aus den Kernen wird Öl gewonnen, das zur Wundheilung und der Beruhigung gereizter Haut beiträgt.

Das große Problem bei der Ernte des Sanddorns sind die harten, spitzen Dornen. Da die Ablese von Hand darum nicht besonders effizient ist, wird in der Industrie oft eine verblüffende Erntetechnik angewendet: Man friert die ganzen Zweige für mehrere Jahre ein, dann schlägt man mit dem Hammer drauf. Die Dornen fallen ab, und die Früchte können herausgelesen werden.

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