Das schlechte Wetter bewegt uns dazu, einen faulen Tag einzulegen. Wir bummeln durch Trelleborg und stoßen auf einen gigantischen Süßigkeitenladen, wo wir uns für den Rest der Reise mit Schleckereien eindecken. Am Nachmittag wagen wir uns doch noch auf einen Ausflug und besuchen den ungewöhnlichen Stadtpark von Falsterbo.

Reisen ist anstrengend. Seit wir vor einer Woche in Malmö angekommen sind, haben wir jeden Abend davon gesprochen, dass wir am nächsten Regentag das süße Nichtstun pflegen wollen, um uns von den Reisestrapazen zu erholen. Doch Schweden beschenkte uns Tag für Tag mit blauem Himmel und gelbem Sonnenschein, sodass wir nicht anders konnten, als Ausflug um Ausflug zu unternehmen – bis heute.

Die ersten Anzeichen von Heimweh und Erschöpfung haben wir in den letzten Tagen noch unterdrückt. Doch nun hängen graue Wolken über Trelleborg und kalter Wind fegt um die Häuser, und so harren wir länger als üblich im Hotel aus. Beim Frühstück sprechen wir zum ersten Mal nicht mehr über mögliche Ausflugsziele, sondern darüber, was wir alles tun werden, wenn wir zuhause sind. Wir blödeln rum und spielen auf dem Weg ins Zimmer Szenen aus TV-Shows nach, wie etwa Schnüpi, die ihre Zombie-Serie vermisst:

Fast zwei Stunden später als sonst verlassen wir das Hotel und schlendern durch die nassen Straßen. Wir haben Trelleborg bisher nur als Basis für Ausflüge genutzt und noch nichts von der Stadt selbst gesehen. Es stellt sich heraus, dass wir nicht viel verpasst haben: Vielleicht liegt es an unserer mangelnden Motivation, aber Trelleborg haut uns nicht gerade aus den Socken. Den Brunnen aus dem Beitragsbild (klicke hier) empfinden wir als Highlight unseres Bummels. Ansonsten ist die Stadt vor allem für den Fährhafen bekannt, und der ist keine besondere Augenweide.

Als sich tröpfelnd der nächste Regenguss ankündigt, flüchten wir uns in einen Laden. Und nun schafft es Trelleborg doch noch, uns zu beeindrucken, denn es ist kein gewöhnliches Geschäft, in dem wir Zuflucht gesucht haben: So viel Auswahl an unbekannten schwedischen ‚Godis‘ (Süßigkeiten) auf einem Haufen haben wir noch nie gesehen, und wir brauchen fast eine Stunde, um uns durch das Angebot zu pflügen.

Als wir den Laden verlassen, scheint draußen unverhofft die Sonne. Wir beschließen, das Auto zu holen und aufs Geratewohl dem Meer entlang zu fahren. Denn auch das kann entspannend sein: sich ohne Ziel, ohne Erwartungen treiben zu lassen und zu sehen, wo man landet.

Nun, wir landen auf der Halbinsel Falsterbo, wo wir vor zwei Tagen auf einer kühlen Terrasse gegessen haben. Diesmal suchen wir aber nicht nach einem Restaurant, sondern folgen spontan einem Schild, das zum ‚Stadtpark‘ weist.

Falsterbo ist eigentlich keine Stadt, und so ist es nicht überraschend, dass der Park kein typischer Stadtpark mit gepflegten Büschen und Bäumen ist, sondern einfach ein großes Waldstück. Wir folgen einem gut befahrbaren Waldweg und genießen Ruhe und Regenluft.

Ein Pfad aus Holzplanken führt zum Meer hinunter. Wir folgen ihm so weit, bis ich Gefahr laufe, im Sand stecken zu bleiben, dann kehren wir um. Hinter der nächsten Biegung stoßen wir auf eine Siedlung niedlicher Strandhäuser, in denen die Schweden im Hochsommer eine Auszeit vom Alltag nehmen.

Auf dem Rückweg zum Auto stoßen wir auf fünf Pfähle, die aufzeigen, wie schlimm Abfall für unsere Umwelt ist. Während ein weggeworfener Zigarettenstummel innerhalb von fünf Jahren abgebaut ist, dauert es bei einem Kaugummi bereits 20 bis 25 Jahre. Eine Coladose braucht 200 bis 500 Jahre, und eine Weinflasche eine sagenhafte Million Jahre! Schnüpi und ich schauen bewundernd zu Flow hinüber – er hat während des Spaziergangs so viel Müll aus dem Wald gelesen, dass sich seine Hosentaschen wölben.

Wehmut ergreift uns, als wir zurück ins Hotel fahren: Es ist unser letzter ganzer Tag in Schweden gewesen – morgen Nachmittag geht’s auf die Fähre nach Warnemünde. Und noch immer habe ich keinen varmrökt lax gegessen!

Reisemüdigkeit

Je nach Behinderung hat man weniger Energiereserven als Nichtbehinderte und ermüdet schneller. Ich empfinde Reisen meist als anstrengend, und wenn ich keine Ruhepausen einlege, laufe ich Gefahr, wegen Kleinigkeiten grantig zu werden. Entsprechend tut ein Tag gut, an dem man nicht viel Programm hat.

Neben den vielen Sinneseindrücken, die man verarbeitet, schläft man auf Reisen oft weniger gut als zuhause. Dies, weil man nicht die gewohnte Matratze hat oder sich von anderen Faktoren stören lässt. Gerade für Rollstuhlfahrer, die z.B. schnell Druckstellen entwickeln, kann Schlaflosigkeit auf Reisen ein großes Problem sein. Ich nehme darum viele meiner Lagerungskissen mit in die Ferien.

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